Filigrane Gebäudehülle
Neubau Schulhaus Acher Mitte in Unterägeri
Für das neue Schulhaus Acher Mitte in Unterägeri ist es Archetage Architekten aus Baar gelungen, das umfangreiche Raumprogramm mit Turnhalle, Singsaal und 12 Klassenzimmern mit einer Architektur in Einklang zu bringen, die den Bestandsbauten ebenso Rechnung trägt wie der gebauten Umgebung. Die Holzbauweise und eine markante Fassade mit vertikalen Metalllamellen prägen das Gebäude und vermitteln im Innern zwischen Modernität und einer lernfördernden Umgebung.
Unterägeri ist ein attraktiver und begehrter Wohn- und Arbeitsort. Entsprechend verzeichnet die Zuger Gemeinde am Ägerisee auf einer Höhe von 724 m ü. M. einen stetigen Bevölkerungszuwachs. Damit steigt auch die Schülerinnen- und Schülerzahl, was in den vergangenen Jahren zusätzliche Schulräume erforderte. Die Schulanlage Acher Mitte liegt direkt im Zentrum von Unterägeri gegenüber der Pfarrkirche Heilige Familie. Die ursprünglichen Schulgebäude stammen aus den 1950er-Jahren und wurden damals von den Architekten Alois Stadler und Hans A. Brütsch als innovative Schulanlage mit mehreren niedrigen Gebäuden entworfen, die jeweils unterschiedliche Funktionen aufnahmen. Die verschiedenen Gebäude haben die Architekten mit einer gedeckten Passage um die grosse Pausen- und Aussenraumfläche verbunden.
Kombination aus Holz- und Massivbauweise
Um den Gesamtkomplex der bestehenden Schulanlage sowie des grosszügigen Pausenplatzes nicht zu beeinträchtigen, wurde die in die Jahre gekommene Turnhalleabgerissen und ein Neubau errichtet, der sich in ähnlicher Weise in die Hanglage einfügt wie der Vorgängerbau. Über und neben die Turnhalle und den Singsaal, diewie vorher teilweise unter dem Erdniveau liegen, wurde ein dreigeschossiger Schulhaustrakt mit insgesamt zwölf Klassenzimmern errichtet. Während das dreigeschossige Primarschulhaus in Holzbauweise errichtet wurde, sind Turnhalle und Singsaal in Massivbauweise realisiert. So gliedert sich der Neubau auch bezüglich der verwendeten Baumaterialien in zwei Teile. Durch den eigenen Zugang im Untergeschoss sind sowohl Turnhalle als auch der Singsaal ausserhalb der Schulzeit nutzbar und stehen damit den Vereinen und der Öffentlichkeit zur Verfügung.
Fassade mit moderner Erscheinungsform
Mit markanten Fenstereinfassungen aus Metall und einer Fassadenverkleidung aus vertikal über die gesamte Gebäudehöhe verlaufenden Aluminiumlamellen entstand ein Schulgebäude mit einem ausgeprägt modernen Erscheinungsbild. An der Stirnseite zu den bestehenden Schulgebäuden sowie bei einem Teil weiterer Fensterflächen auf der Längsseite haben die Architekten die Aluminiumlamellen durchgezogen. Dadurch entsteht der Eindruck einer textilen, teilweise halbtransparenten Hülle, deren Wirkung sich je nach Lichtverhältnis und Tageslicht verändert. Mit dieser modernen und zugleich luftig wirkenden Fassade ist es den Architekten gelungen, eine Brücke zwischen den bestehenden Schulge- bäuden, dem historischen Dorfzentrum sowie der von einer ebenfalls modernen Wohnbauarchitektur geprägten Gemeinde zu schlagen.
Ausgeklügelter Fassadenaufbau
Die Gebäudehülle besteht aus einer hinterlüfteten Fassade (Gesamtfläche von 1200 m2) mit der wärmebrückenfreien Grundkonstruktion GFT Thermico PURE V, die von GFT Fassaden AG entwickelt und geliefert und von Gerber & Gadola Fassaden AG aus Cham realisiert wurde. Die Grundkonstruktion Thermico PURE verfügt über fünf wählbare Grundhalter für eine horizontale wie vertikale Montage der Fassadenverkleidung, die GFT Fassaden AG preislich auf der Basis von Thermico optimiert hat. Mit solchen Unterkonstruktionen lassen sich nicht nur die Dämmstärken reduzieren, sondern es kann im Vergleich zu einer Metallkonstruktion sogar ein bis zu 40 % besserer U-Wert erreicht werden. Als Aufbaukonstruktion kam das objektbezogen entwickelte GFT-Trägerprofil zur Anwendung.
Subtiles Licht- und Farbspiel
Die Aluminiumbekleidung (3 mm) wurde verdeckt auf das Trägerprofil genietet. Für die vertikalen Aluminiumlamellen wurden die Designprofil-Lisenen Typ GDP 801 und 802 von GFT Fassaden AG mit einer Standardlänge von 3850 mm (extra lang 4850 mm) verwendet. Vor den Fenstern, unten und oben, wurden sie mit Stossprofilen zu den Fassadenelementen verbunden. Der Abstand zwischen den einzelnen Lamellen beträgt von Schraube zu Schraube 150 mm (Abstand zwischen den Lamellen 110 mm). Sie wurden auf das objektbezogen hergestellte Trägerprofil von GFT genietet. Wie die markanten Fenstereinfassungen sind die Lamellen in der Farbe Eloxal colinal 3115 e60 matt eloxiert. Die Aluminiumbekleidung, die Trägerprofile, Fensterzargen, C-Kantprofile etc. hingegen wurden in Permalux P4 stückeloxiert. Das Beispiel des neuen Schulhauses Acher Mitte zeigt, wie sich durch Metalllamellen spannende Fassaden realisieren lassen. Dies gilt nicht nur für öffentliche Gebäude, sondern auch für Wohnbauten, da die Lamellen – farbig schlicht gehalten oder mit starken Farbakzenten – von der GFT Fassaden AG objektbezogen entwickelt und realisiert werden können. Metalllamellen können zudem in horizontaler wie vertikaler Ausrichtung zum Einsatz kommen.
Hohe Aufenthaltsqualität
Die Schulanlage Acher Mitte setzt auf Solarstrom. So sind bereits auf den flachen Satteldächern des Bestan- des PV-Module montiert. Nach der Fertigstellung des Gebäudes wurde der Neubau mit einer gedeckten Passage entlang des Pausenhofes mit den anderen Schulgebäuden verbunden, um so wieder eine Einheit herzustellen.
Im Innern der Schulzimmer dominiert Holz. Die Gemeinde Unterägeri als Bauherrin forderte beim Holzbau die Verwendung von Schweizer Holz für die Wandverkleidungen, für welche Esche zur Anwendung kommt. Mit der freundlichen Farbwahl von blauem Linoleum oder den Bullaugenfenstern in den Zimmertüren auf verschiedenen Höhen entsteht eine angenehme und transparente Atmosphäre. Mit den zahlreichen Begegnungszonen und Räumen wird dank flexibler Nutzungsarten eine ideale Lernumgebung geschaffen.
Die Fassade prägt und betont den Gebäudekubus stark. Mit den Metalllamellen der Aluminiumfassade gelingt sowohl die optische Aufwertung der Gebäudehülle als auch der optimale Schutz der darunterliegenden Baukonstruktion. Zudem ist diese Art von Fassade absolut wartungsfrei.
FACTS
Bauherrschaft
Gemeinde Unterägeri
Architekten
archetage Architekten ETH/FH/SIA, Baar
Beratung Fassadenkonzept
Q-face GmbH, Hünenberg am See
Systementwickler und -Lieferant Fassade
GFT Fassaden AG, St. Gallen
Fassadenbauer
Gerber & Gadola Fassaden AG, Cham
Fassaden-Unterkonstruktion
Grundsystem GFT Thermico PURE V
Aufbausystem GFT/BWM ATK 103
Fassaden-Bekleidung
Metall-Lamellen
Fläche
1200 m2
Realisation
2021-2022
Fotos
Sarah Werder